Clubtreffen 06.05.2024

Themenbeschreibung des Referenten:
Der Ordoliberalismus setzt auf einen Wettbewerbsrahmen, um wirtschaftliche und politische Macht zu begrenzen und ein selbstbestimmtes menschenwürdiges Leben in gewachsenen Strukturen zu ermöglichen. Zumindest in der Zielsetzung ähnelt der Ordoliberalismus einem traditionalistischen Populismus, der zum Beispiel in den USA eine lange Tradition hat und auch in Europa die Anfangsphasen populistischer Parteien prägte. In seinem Vortrag beschreibt Herr Dr. Hesse, warum der Ordoliberalismus eine rechtsstaatliche Alternative und damit eine Antwort auf diesen traditionalistischen Populismus sei: Er sei deutlich reflektierter und erkenne die Gefahren eines totalitären Abgleitens. Er könne populistische Wählern erreichen, bevor diese sich radikalisierten. Herr Dr. Hesse arbeitet Unterschiede zwischen dem ordoliberalen Konzept und populistischen Konzepten wie „Produktivismus“, „Heartland“, „Gesunder Menschenverstand“ und „Volk-Eliten-Gegensatz“ heraus. Als Fazit empfiehlt er, besser als bisher zu versuchen, die Ursachen populistischer Bewegungen zu verstehen. Ihre Kritik und ihre teilweise destruktive Kraft sollten auf einzelne vermachtete und dysfunktionale Teile unserer demokratischen, rechtstaatlichen und marktwirtschaftlichen Institutionen gelenkt werden, nicht aber pauschal auf Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft an sich. Für diese Aufgabe sei es wichtig, begrifflich besser zu unterscheiden, etwa traditionalistischen Populismus von autoritärem Populismus sowie ordoliberale Institutionenkritik von populistischer Elitenkritik.

Referent:
Dr. Nils Hesse (45) ist freier Ordnungsökonom und Publizist in Berlin. Er berät und schreibt wirtschaftspolitische Texte für die Denkfabrik R21, für den CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann und für die Unternehmerin Natalie Mekelburger. Zuvor war Herr Dr. Hesse unter anderem als Redenschreiber im Bundeswirtschaftsministerium, als Referent im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), als wirtschaftspolitischer Grundsatzreferent im Kanzleramt, als Economic Analyst bei der EU-Kommission und als Fraktionsreferent der CDU/CSU-Bundestagsfraktion tätig.

Regelmäßig veröffentlicht er Beiträge in Zeitungen wie der FAZ oder der WELT, in Magazinen wie Cicero, The European und Schweizer Monatsheft, in wirtschaftspolitischen Blogs wie der Wirtschaftlichen Freiheit oder dem INSM-Ökonomenblog und in Fachzeitschriften wie ORDO oder Wirtschaftsdienst. Im Jahr 2019 erschien im Schäffer-Poeschel Verlag sein Buch „Wirtschaftsthemen verständlich vermitteln“.

Herr Dr. Hesse hat an Universitäten in Frankfurt am Main, Freiburg sowie Lund VWL, BWL, Social Science und Politikwissenschaften studiert und in den Jahren 2001 (BWL-BA-Diplom), 2003 (Bachelor Social Science), 2004 (Diplom VWL) und 2005 (Magister Politikwissenschaften) abgeschlossen. An der Universität Freiburg wurde er im Jahr 2008 im Bereich Wirtschaftspolitik mit einer Arbeit zum Thema „Managerentlohnung und die Reformbereitschaft der Bevölkerung“ promoviert. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.